3. Kaiserstuhl Vulkan-Komplex


Der Kaiserstuhl Vulkan-Komplex befindet sich im südlichen Bereich des Oberrheingrabens (zwischen Schwarzwald und Vogesen), welcher Bestandteil des "Europäischen känozoischen Riftsystems" ist.

Das Alter des teilweise erodierten Stratovulkans beträgt 15 bis 18 Ma (Miozän).

Die äussere, weniger stark erodierte Zone des Kaiserstuhl-Vulkankomplexes besteht aus tephritischen und leucittephritischen Pyroklastiten und Laven. Stellenweise treten phonolithische Intrusionskörper auf.

Der stark erodierte Zentralteil des Kaiserstuhl-Vulkankomplexes ist geprägt durch das Auftreten von subvulkanischen Gesteinen. Vorherrschend sind Essexite, Phonolithe, Sodalith-Syenite, mafische Diatrembrekzien und Karbonatite. Charakterisiert ist der Zentralteil durch massenhaftes Auftreten verschiedener silikatischer und karbonatitischer Gänge.

Der kleine Limberg-Vulkan unmittelbar nordwestlich des Kaiserstuhls gehört zum Kaiserstuhl-Vulkankomplex.

Ausserhalb des Kaiserstuhl-Vulkankomplexes existieren einige Gänge von Olivin-Melilithiten (z. B. Mahlberg, einige Vorkommen im Südschwarzwald und den Vogesen).

Folgende magmatische Gesteinsserien sind im Kaiserstuhl-Vulkankomplex zu unterscheiden:

1. Olivin-Nephelinite und Limburgite

2. Tephrite und Essexite

3. Phonolithe

4. Bergalithe und Hauynite

5. Karbonatite

Zwei petrogenetische Entwicklungslinien sind aus den geochemischen Daten ableitbar:

A. Natriumbetonte Magmatite: Olivin-Nephelinite, Hauyn-Melilithite (Bergalithe), Melilith-Hauynite und Hauynite.

B. Kalium- / Natriumbetonte Magmatite: Essexite, Tephrite und Phonolithe.

Isotopendaten zeigen eine petrogenetische Verbindung zwischen den Na-Magmatiten und den Karbonatiten.

Die Magmatite des Kaiserstuhl-Vulkankomplexes sind durch partielle Aufschmelzung des oberen Erdmantels und komplexe Differentiationsprozesse entstanden.

Karbonatite treten in flachplutonisch-subvulkanischer Fazies, vulkanischer Fazies und in Gang-Fazies im Kaiserstuhl-Vulkankomplex auf.


Karte mit dem Kaiserstuhl-Vulkankomplex


 Geologischer Schnitt durch den südlichen Oberrheingraben


Geologisch-tektonische Entwicklung Oberrheingraben


Geologische Karte des Kaiserstuhl-Vulkankomplexes


Bruchtektonische Situation und känozoische Vulkanfelder in Südwestdeutschland


Die Karbonatite des Kaiserstuhl-Vulkankomplexes


Karbonatite in vulkanischer Fazies:

Karbonatitische (alvikitische) Lapillisteine und Lapillituffe sind am Henkenberg und Kirchberg bei Niederrotweil zu finden.

Karbonatitischer Lapillistein vom Henkenberg (Anschliff)


Karbonatitischer Lapillistein vom Henkenberg (Dünnschliff-Foto X-Pol)


Karbonatitischer Lapillistein vom Henkenberg (Anschliff)


Karbonatitischer Lapillistein vom Kirchberg (Anschliff)


Karbonatitischer Lapillistein vom Kirchberg (Anschliff, Vergrößerung)



Karbonatite in Gang-Fazies:

Vorwiegend alvikitische Gänge sind im Zentralteil des Kaiserstuhl-Vulkankomplexes zahlreich aufgeschlossen. Besonders im Raum von Oberbergen treten Karbonatit-Gänge sehr häufig auf.


Alvikit-Gang mit comb-layer-Textur von Oberbergen (Anschliff)


Aufschluss mit Alvikit-Gang bei Oberbergen


Aufschluss mit Alvikit-Gang bei Oberbergen


Alvikit-Gang mit Fluidaltextur von Oberbergen (Anschliff)


Alvikit-Gang mit Fluidaltextur von Oberbergen (Anschliff)


Alvikit-Gang von Oberbergen (Anschliff)


Karbonatitische Eruptivbrekzie (gangförmig) von Brettel bei Oberschaffhausen



Karbonatite in subvulkanischer Fazies:

Im Zentralteil des Kaiserstuhl-Vulkankomplexes gibt es mehrere wichtige Aufschlüsse mit Karbonatiten in subvulkanischer Fazies. Besonders die Vorkommen am Orberg bei Schelingen und am Badberg bei Oberbergen sind hervorzuheben. Weiterhin existieren Aufschlüsse im Gebiet Degenmatt / Haselschacher Buck und Katharinenberg. Die flachplutonisch-subvulkanischen Karbonatite sind vorwiegend Sövite.


Der Orberg bei Schelingen mit den fünf Sövit-Aufschlüssen


Steinbruch am Orberg mit Sövit-Aufschluss


Sövit (Handstück) vom Orberg bei Schelingen


Koppit in Sövit vom Orberg bei Schelingen (Foto: Dr. E. Marzi)


Badberg bei Oberbergen


Im Jahr 2020 wurden bei detaillierten geologischen Kartierungs-arbeiten (F. Möckel & W. Blank) im Gebiet Henkenberg zahlreiche Sövit-Auswürflinge in der phonolithischen Henkenberg-Tuffbrekzie entdeckt. Im Untergrund ist hier demzufolge ein größerer Sövit-Intrusionskörper vorhanden.


Sövit-Auswürfling vom Henkenberg (Anschliff)


Sövit-Auswürflinge vom Henkenberg


Sövit-Auswürflinge vom Henkenberg


Sövit-Auswürfling vom Henkenberg (Anschliff)


Sövit-Auswürfling vom Henkenberg (Anschliff)


Sövit-Auswürfling vom Henkenberg (Anschliff)



Prof. Dr. Wolfhard Wimmenauer (8. Mai 1922 - 9. Januar 2023)


Prof. Dr. W. Wimmenauer hat durch seine langjährigen geologischen, mineralogischen und petrologischen Untersuchungen einen herausragenden Beitrag zur Erforschung des Kaiserstuhl-Vulkankomplexes geleistet.